04/11/2025

Lichtinszenierungen in der Landschaft: ein Workshop zwischen Licht, Natur und Architektur

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An einem Tag im Zeichen der Lichtplanung stand für die Landschaftsarchitekten der AIAPP neben einem Besuch des Firmensitzes von Luce&Light ein immersiver Workshop im Parco Rossi in Santorso (VI) auf dem Programm. Eine Gelegenheit, den Dialog zwischen Licht und Natur zu vertiefen und technische Lösungen sowie Anwendungsszenarien in einem historisch und architektonisch beeindruckenden Kontext zu erkunden.

 

Der Vormittag begann mit einer Führung durch den Standort von L&L, bei der die Teilnehmer die Unternehmensphilosophie, Herstellungsprozesse, Labors und Produkteigenschaften aus nächster Nähe kennenlernen konnten. Nach einer kurzen Einführung in die Lichttechnik mit Schwerpunkt auf der Landschaft und ihren Gestaltungselementen begab sich die Gruppe zum Parco Storico Villa Rossi, einem symbolträchtigen Ort der romantischen Landschaftsgestaltung, der zwischen 1865 und 1884 von Alessandro Rossi und dem Architekten Antonio Caregaro Negrin entworfen wurde. In Begleitung der Architektin und Landschaftsgestalterin Sophia Los sowie Renzo Priante, Kurator des Restaurierungsprojekts, erkundeten die Teilnehmer die Geschichte und Komposition des Parks, in dem Natur und Architektur in einem durchdachten, aber dennoch spontanen Gleichgewicht miteinander harmonieren. Vom See, um den sich Sumpfzypressen mit ihren oberirdischen Wurzeln gruppieren, bis hin zum kleinen Tempel mit Aquarium bot jedes Detail Anlass, über die Rolle des Lichts als Mittel der Erzählung und Aufwertung nachzudenken.

Der Lichttechnik-Workshop im Park

Das Erlebnis begann auf dem zentralen Platz vor der Villa, wo die Teilnehmer die Wirkung von vier Ginko-Strahlern mit enger 2°-Optik und 3000K Farbtemperatur beobachten konnten, mit denen die Medaillons an der Fassade betont wurden, die Motive im Zusammenhang mit Industrie und Wohlstand darstellen. Ihr Lichtstrahl wurde sodann auf den Glockenturm der Wallfahrtskirche Sant‘Orso hinter der Villa gerichtet: Dieser Test zeigte auf beeindruckende Weise die Fähigkeit der Optik, ihre Präzision und Intensität auch über eine Entfernung von mehr als 200 Metern zu bewahren, und damit die Möglichkeiten der Lichtkontrolle auch in weitläufigen und komplexen Landschaftskontexten.

 

Für die darunter befindlichen Bögen wurden auf dem Boden aufliegende Einbauleuchten Quilatero gewählt. Die Kombination aus einer um +20° ausrichtbaren elliptischen 14°x67°-Optik, warmer Farbtemperatur (2200K) und halb schwarzem Siebdruckglas ermöglichte eine kontrollierte Wirkung auf die Struktur: Beleuchtet werden nur die Bögen, ohne Blendung und Streuverluste und mit einer Wiedergabe, die den architektonischen Volumen Tiefe und Dimension verleiht.

An den Seiten des Platzes wurden zwei Olo-Pollerleuchten mit Teakholzkörper und  halbkreisförmigem 180°-Abstrahlwinkel eingesetzt, um den Weg rund um das Becken zu beleuchten und gleichzeitig Streuverluste auf die umgebende Vegetation zu vermeiden.

In diesem Zusammenhang wurde eine Version der Pollerleuchte mit einem System mit zweifachem Lichtaustritt getestet, um den Wechsel zwischen funktioneller Beleuchtung mit 3000K und Orientierungslicht mit 2200K zu prüfen und aufzuzeigen, wie sich die Atmosphäre an die verschiedenen Nutzungsbedürfnisse anpassen lässt.

 

 

Zur Vervollständigung der Inszenierung wurden zwei Pivot B mit Erdspieß und zwei ausrichtbaren Köpfen verwendet, um die imposante Vegetation hervorzuheben: die Anstrahlung von Stamm und Krone der Palme und Sumpfzypresse neben der Villa zeigt, wie das Licht die Wahrnehmung des Grüns beeinflussen kann.

Auf dem Weg zur Kapelle öffnet sich der Blick auf einen Bereich, in dem die Pollerleuchten Intono B mit 2200K in der Oberflächenausführung COR-TEN positioniert wurden, um den Pfad zu beleuchten. Das asymmetrische Licht leitet den Weg diskret, während das minimalistische Design und der Materialton mit den Geometrien der Struktur dialogieren und ein stimmiges visuelles Gleichgewicht schaffen.

Im Inneren der Kapelle aus dem 19. Jh. wurden zwei Lyss Mini in COR-TEN-Ausführung mit klarer 8°x160°-Optik in den seitlichen Nischen angebracht, um die Vertiefungen mit warmem Streiflicht auszuleuchten und auf diese Weise Dreidimensionalität und Materialität zu betonen.

Für die Nischen des Aquariums entschied man sich hingegen für einen ungewöhnlichen Einsatz von Konturenstrahlern, deren Lichtstrahl von außen auf das Wasser gerichtet ist. Hier sorgten vier Ginko mit Light Shaper, die über dem Aquarium installiert wurden, für ein neuartiges Lichtexperiment.

Durch den Einsatz des Konturenstrahlers und individueller Gobos konnten konturierte Lichtkegel – Streif, Viereck, Kugeln und farbige Dreiecke – in den Nischen erzeugt werden. Die Spiegelung des Wassers und vorbeiziehenden Fische verliehen der Atmosphäre eine poetische Note und verwandelten den Raum in eine immersive Erzählung, in der das Licht den Blick lenkt und die Tiefen erhellt.

 

Durch diese unkonventionelle Verwendung wird deutlich, welches Potenzial zur Aufwertung von Besonderheiten einer Umgebung im Licht steckt.

Am Ufer des kleinen Sees wurden Linearprofile Trevi mit Erdspieß angebracht (2200K, elliptische Optik), die ein Streiflicht auf die Wasseroberfläche werfen und deren Reflexe unterstreichen.

 

Für die hervorstehenden Wurzeln der Sumpfzypressen, die zu den beeindruckendsten Elementen der Anlage gehören, entschied man sich für eine diskrete und warme Beleuchtung durch Pivot B (2700 K, Zoomoptik), die sich dank ihrer Oberflächenausführung Mineralgrün harmonisch in die Vegetation einfügen.

Um dagegen die Baumkronen über dem See zu beleuchten, wurden zwei Ginko 3.0 mit 3000K gewählt, die das Herbstlaub mit einem sanften kalibrierten Licht umhüllen, das die vielen Farbschattierungen hervorhebt, ohne ihre Natürlichkeit zu beeinträchtigen.

 

Das Ergebnis ist eine visuelle Balance, die Erde, Wasser und Himmel vereint. Dabei wird das Licht zu einem gestalterischen und erzählerischen Instrument, das bei Sonnenuntergang die Einzigartigkeiten der Umgebung zu offenbaren weiß.

Schließlich wurde am Eingang ein Ginko-Strahler mit individuellem Gobo in Form eines Labyrinths installiert, der die Interaktivität anregen und den Besucher zu einer Entdeckungsreise einladen soll, bei der das Licht zu einem grafischen Zeichen und sensorischen Wegweiser wird.

Die Luce&Light-Workshops wurden ins Leben gerufen, um das Potenzial von Licht in Projekten aufzuzeigen: nicht nur als Mittel zur Beleuchtung, sondern auch als Instrument zur Aufwertung von Volumen, Texturen und Farben durch die Erschaffung stimmungsvoller Szenarien, in denen Ästhetik, Funktionalität und Nachhaltigkeit in perfektem Einklang stehen.

Entdecken Sie den Workshop in den Marinaressa-Gärten (Venedig)